Fragmente » Lady's philosophische Ecke

Hier kommen Werke von mir hinein, die andere ein wenig nachdenklich stimmen sollen

Das Herz

Was ist eine Seele? Wo wohnt die Seele? Im Herzen der Menschen?

Dies ist meine Geschichte, ich bin eine Seele. Aufgewachsen bin ich im Herzen eines Mädchen. Unbeschwert hat es die Kindergartenzeit hinter sich gebracht, hat viele Freunde gewonnen. Oft habe ich ihr Lachen hören dürfen. Dann kam sie in die Schule, sie freute sich sehr darauf, auch wenn sie dadurch einige Freunde verlor. Andere Freunde fand sie aber schnell, denn jeder mochte ihre freundliche und immer fröhliche Art. Die Zeit in der Grundschule verging und sie wurde auf die weiterführende Schule eingeschult. Sie war keine schlechte Schülerin, brachte auch manchmal 1 nach Hause, ihre Zeugnisse waren nie ein Grund zur Sorge. Freunde hatte das Mädchen auch weiterhin, sie führte ein glückliches Leben, ich mochte sie und ich mochte ihren reinen Kern.
Doch dann geschah es. Das Unglück.
Gerade wollte sie auf die Straße laufen, zusammen mit ihren Freundinnen war sie im Kino gewesen, eine Geburtstagsfeier einer guten Freundin. Sie hatte sich von allen verabschiedet, ihre Ampel schaltete auf grün um. Noch ein kurzes Winken, dann lief sie über die Straße. Autos standen keine da, schließlich war es auch schon spät und der Feierabendverkehr schon lange vorbei. Das dachte sie jedenfalls. Sie war bereits auf die Straße getreten und zur Mitte gegangen. Eigentlich war es eine zweispurige Straße, mit einem Fahrstreifen in jede Richtung. Noch einmal schaute sie nach rechts in der Mitte, aber die Gefahr kam von links. Von links, wo keiner hätte fahren dürfen. Aber sie taten es. Zwei Teenager, die auf den leeren Straßen ein Wettfahren veranstalteten. Die erschrockenen Blicke ihrer Freunde brannten sich in ihr Gedächtnis ein, bevor der Aufprall kam.
Als der Notarzt kam, war es schon zu spät, ihr konnte nicht mehr geholfen werden. All ihre Gedanken, mit denen ich gelebt hatte, sie waren verschwunden. Ihr Gehirn lebte nicht mehr. Doch das Herz schlug weiter, versorgte alle Organe weiterhin mit Sauerstoff. Ich lebte noch. Doch sie tat es nicht mehr. Im Krankenhaus kamen ihre Eltern zu ihr, sie weinten. Sie hatten eine Tochter verloren, die Diagnose Hirntod, festgestellt durch mehrere Ärzte. Für sie ging das Leben nun zu Ende, doch die Ärzte meinten, sie könnte noch anderen helfen. Ich wusste, sie würde es tun, anderen helfen, auch nach ihrem Tod. Sie würde alles geben. Auch ihre Eltern wussten dies und sie stimmten zu ihre Organe zu spenden.
Nur wenige Stunden später, ich war gefroren worden, erwachte ich wieder. In einem anderen Körper. Der Körper eines kleinen Jungen. Sofort wusste ich, ohne mich, ohne das Herz von ihr, der Spenderin hätte er nicht weiterleben können. Sie hatte ihm mit ihrem Herz das Leben geschenkt. Und nicht nur ihm, weiteren Menschen wurde durch ihre Organe das Leben geschenkt.


kleine Randnotiz:
Der keine 500 Wörter lange Text entstand nach Berichten über Organspendeskandale. Ich bin aber seit einigen Jahren der Meinung, dass diese nur zustande kommen, weil es zu viele Menschen gibt, die sich darüber keine Gedanken machen und nicht Spender werden. Organspenden retten und verbessern die Leben anderer nach eurem Tod. Wer mehr erfahren möchte, kann mir natürlich gerne eine Nachricht zukommen lassen

Ich war einsam. Alleine. Nicht einmal die Dunkelheit leistete mir Gesellschaft. Vollkommen auf mich alleine gestellt war ich hier im Nichts. Wobei das nicht so stimmte. Ich war das Nichts. Ich hatte keinerlei Erinnerungen, Gedanken, wie denn auch? Schließlich war ich das Nichts.
Doch dann kamst du. Meine Erlösung. Endlich, ich war nicht mehr alleine. Meine Einsamkeit verschwand, aber dafür warst du nun da. Ich hatte jemanden, der bei mir war.
Aber dann realisierte ich die Wahrheit. Ich konnte nicht dort sein, wo du warst. Du konntest nicht sein, wo ich war. Ich war wieder alleine. Nur das Nichts.

Dieser exakt 99 Wörter lange Text entstand aus purer Langeweile und einem Wort der Inspiration, dem Nichts. Beschreiben soll der Text die Dunkelheit und die Beziehung zum Licht